Schleppjagd in Renningen-Malmsheim am 30.10.2010


Veranstalter:              
Jagdherr:                   
Master:                      
Schleppenleger:     
Equipage:                
Feldführer:               
Reiter im Feld     
Hunde:                      
Jagdstrecke                
Wetter                      Bläser                       
Fotografen           
Reit- und Fahrverein Renningen-Malmsheim e.V.
Thomas Bohner 
Gerd M. Klapschus
Andrea Wiehn, Anna Blaurock
Werner Hauck, Dr. Ulrike Naumann, Volker Pfisterer
n.n.
25
11 Koppeln
16 km, 7 Schleppen, 14 jagdgerechte Hindernisse,
sonnig, optimales Jagdwetter, gutes Geläuf
Jagdhornbläser der Kreisjägervereinigung Leonberg
Sportfotografie Jäger und Alexander Weidland
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Vielen Dank für die Bereitstellung der Bilder!!!
Jagdbericht

Mit einer Mannschaft von 7 Reitern sind wir aus Sindlingen am Samstag, dem 30ten Oktober nach Renningen angereist. Die Sindlinger Zeit ist immer etwas später, deswegen waren wir froh, dass nach der Begrüßung erst noch eine kleine Predigt von einem Pfarrer gehalten wurde – so hatten auch unsere Pferd Zeit, im Schritt warm zu werden.  Die erste Faszination für mich war das Verhältnis von Zuschauern und Reitern zu sehen. Ich war vorgewarnt gewesen, aber so hatte ich es mir dann doch nicht vorgestellt. Jede Menge Anhänger wurden von 5 (?) Traktoren gezogen, alle voll besetzt – ich schätze, dass bestimmt 6-mal so viele Zuschauer wie Reiter anwesend waren!
Doch dann wurde es ernst, die Hunde kamen, die Pferde wurden unruhig und wollten los, genauso wie die Hunde und die Reiter, die Vorfreude hatte lange genug gedauert, es wurde Zeit für die tatsächliche Freude beim Jagdreiten. Die erste Schleppe kam schnell, unter dem Jubel und Applaus der Zuschauer ging es über tolle und teilweise nicht ganz kleine Hindernisse, wunderschön breit gestaltet, so dass es kein Problem war, sie auch nebeneinander zu überwinden. Am Ende haben alle Reiter gleichermaßen gestrahlt und weiter ging es zu den folgenden Schleppen. Alle Hindernisse wurden erfolgreich gemeistert und auch der Hund, der es geschafft hatte, sich selber hinter einem Zaun zu fangen, hat doch noch den Ausweg gefunden und sich die Erfrischung in Bach und See zusammen mit seinen Kumpanen wohl verdient.  Nach der dritten Schleppe wurden die Hunde in ein Auto verfrachtet, da eine längere Walddurchquerung anstand. Am Ende wurden wir mit einer tollen und sehr schnellen Galoppstrecke belohnt und dann kamen auch schon die Hunde wieder dazu. Auf ging es zur letzten Schleppe vor der Pause, wieder tolle Hindernisse und wieder strahlende Gesichter danach.
Die Pause mit leckeren Leberkäsbrötchen hatten wir uns redlich verdient und die Getränke kamen mehr als gelegen, das Reiten unter der strahlenden Sonne hatte uns alle durstig werden lassen! Die erste Schleppe nach der Pause war mit einem leicht abschüssigen stehenden Hindernis spannend, aber alle Pferde und Reiter haben es gut gemeistert und ihren Spaß gehabt. Viel zu schnell kam die letzte Schleppe, die mitten zwischen den Traktoren mit den Zuschauern anfing und in einem grandiosen Finish endete. Die inzwischen hinter Wolken versteckte Sonne wurde durch das Um-die-Wette-Strahlen der glücklichen Reiter mehr als ersetzt.
Zur Übergabe des Bruchs standen alle neben ihren fleißigen Pferden, meines hatte ich an dem Tag zum ersten Mal geritten und war schon verliebt in das super brave, sehr schnelle und unheimlich springfreudige Tier! Beim abschließenden Treffen in der kleinen Fliegergaststätte vor Ort konnten wir schon die ersten Fotos begutachten – sie haben die Stimmung toll wiedergegeben. Mit Sicherheit bin ich nächstes Jahr wieder dabei!

Berichterstatterin:  Silke Bellof

Pressebericht aus "Strohgäu Extra" der Stuttgarter Nachrichten

Hubertusjagd mit Hundegebell
 

Renningen Der Ländliche Reit- und Fahrverein hat mit einer Schleppjagd mit Meute neue Wege beschritten. 
Jagdhornsignale schallen durch den herbstlich gefärbten Wald. Aus der Ferne dröhnt kehliges Hundegebell. Drei Reiter - der Master und seine Pikeure (die Führer) - galoppieren an den zwölf dicht besetzten Traktoranhängern vorbei. Das Bellen wird lauter. 22 Jagdhunde fliegen in weiten Sprüngen auf der gelegten Spur dahin, gefolgt von 25 Reitern. "Das Jagdreiten ist am Aussterben", bemerkt Thomas Bohner, der Erste Vorsitzende des ausrichtenden Reitvereins, und erinnert ein wenig wehmütig an die Zeit vor zehn, fünfzehn Jahren. Damals waren noch 80 Reiter den "Füchsen" gefolgt, in je einem Feld für Großpferde und Kleinpferde. Durch den Herbstwald war geritten und in den legendären Endjagden auf dem Malmsheimer Segelflugplatz die Sieger im Galopprennen ermittelt worden. Ihren Tiefpunkt erlebte die Renninger Hubertusjagd im vergangenen Jahr, als nur noch zwölf Reiter kamen. "Viele Reiter sind im Turniersport aktiv und gehen kaum ins Gelände mit ihren Pferden", erklärt Gwendolyn Frieß den Teilnehmerrückgang. Das Verletzungsrisiko sei höher, wenn die Pferde das nicht gewöhnt seien, sagt die Pressesprecherin des Vereins. Mauselöcher oder andere Unebenheiten gefährden die empfindlichen Pferdebeine beim Galopp über die Wiesen. Auch die Jagdreiter sind zunehmend Spezialisten im Pferdesport. Das Tempo auf den Jagden ist trotz ausgedehnter Schrittpausen kernig. Auch glaubt so mancher Vierbeiner nach der Jagdsaison, er müsse weiter mit seinem Reiter durchs Gelände heizen. Das mag für viele ein Grund sein, das Spektakel lieber gemütlich von den Begleitfahrzeugen aus zu beobachten. Die Jagdtradition trotzdem zu retten hat sich der Vorstand des Renninger Reitvereins zur Aufgabe gemacht und mit der Einladung der Hardtmeute des Badischen Schleppjagdvereins die Attraktivität für Reiter und Zuschauer deutlich gesteigert. Knapp dreißig Reiter folgten dem Master, Gerd Klapschus, der mit 22 Hunden der Rasse Grand Anglo Français aus dem saarländischen Neunkirchen angereist war. "Diese Hunde folgen nur dem Trittsiegel des schleppelegenden Pferdes", erklärt der erfahrene Jagdreiter, der die Meute seit fast dreißig Jahren führt. In Frankreich würden die spursicheren und bellfreudigen Jagdhunde noch auf Hirsch, Reh und Wildschwein bei Treibjagden eingesetzt. In Deutschland dürfen lebende Tiere nicht vom Pferd aus gejagt werden, so dass die Hunde darauf abgerichtet sind, ausschließlich der Spur des voraus galoppierenden Pferdes zu folgen. Von Ende August bis Ende November ist der Saarländer jedes Wochenende mit seinen Hunden und der Equipage - den begleitenden Gefährten zu Pferde - in Südwestdeutschland unterwegs. Für die Zuschauer, die den Wechsel der traditionellen Renninger Herbstjagd von Sonntag- auf Samstagnachmittag gut angenommen haben, waren die quirligen Hunde und die dampfenden Pferde ein Augenschmaus. Thomas Bohner resümiert nach dem abschließenden Halali der Jagdhornbläser der Kreisjägervereinigung Leonberg zufrieden: "Die Teilnehmer haben es positiv aufgenommen. Wenn es sich rechnet, dann machen wir es wieder." Der Verein will seine Herbstjagd um - fast - jeden Preis retten. Schließlich muss der Verein für Genehmigungsgebühren sowie das Honorar der Meute mit rund 1200 Euro tief in die Kasse greifen. Die Hunde stürzen sich derweil über ihre Belohnung, das Curée; gut zubereitet, auch für Menschen oft eine Leibspeise: die Kutteln.
Von Ulrike Amler
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