Jagdreiterlehrgang im Haupt- und Landgetüt Marbach 24.+ 25.04




Anbei 2 Berichte und einige Bilder. Alle Bilder gibts ...hier

Am Samstag 24.04. fanden sich über 30 Lehrgangsteilnehmer aus ganz Süddeutschland zum traditionellen Jagdlehrgang im Haupt- und Landgestüt Marbach ein. Als erstes stand Springtraining in Fünfergruppen über feste Hindernisse im Eichelesgarten unter der bewährten Leitung von Hauptsattelmeister Rolf Eberhardt auf dem Programm. Am Nachmittag hielt Dr. Ulrike Naumann einen Vortrag über Tradition und Verhaltensregeln bei der Schleppjagd, Am Abend konnten die Teilnehmer beim Ausritt mit der Meute erstes Schleppjagdgefühl schnuppern. Nach Versorgen der Pferde saß man noch bis in die Nacht in geselliger Runde im Gestütsgasthof zusammen. Am Sonntag trafen sich ein Großteil der Teil- nehmer zur Gestütsbesichtigung. Im Anschluß daran fand das Stelldichein zur Frühjahrsjagd vor der Reitschule statt. Zu den Lehrgangsteilnehmern gesellten sich noch weitere Reiter aus der näheren und weiteren Umgebung, sodass dann 60 Reiter und Pferde auf die erste Schleppe gingen. Im flotten Tempo folgten die Reiter in 2 Feldern den Hunden entlang der Lauter Richtung Gomadingen. Am Ende der Schleppe musste die Equipage erst einmal ein Horde Hausgänse vertreiben, die ihr Bad in der Lauter nahmen, bevor es über die Straße weiterging Richtung Eichelesgarten. Die 2. Schleppe stieg stark an über frisch geschleppte und gedüngte Weiden und die ersten Hindernisse. Reiter und Pferde fingen an zu Schwitzen bei sommerlichen Temperaturen über 20 Grad, 2 Wochen vorher waren wir an selber Stelle noch im Schnee- und Graupelschauer geritten. Auf der nächsten Schleppe durfte das 2. Feld voran in das Innere der sogenannten Rennbahn, um aus der Nähe die Hundearbeit beobachten zu können. Die Schleppe wurde wie immer nur auf Trittsiegel in weitem Bogen um das 2. Feld gelegt. Die Hunde ließen sich durch Schleppenquerer nicht irritieren und auch nicht vom 2. Feld, das etwas zu früh auf gleicher Höhe zu den Hunden ritt. Nur Wiegald (ein Meutehund) nutzte die Gelegenheit und kürzte ab, der Rest der Meute arbeitete die Fährte aus wie gelegt. Die meisten Reiter waren so mit ihren Pferden beschäftigt, daß sie die Leistung der Hunde gar nicht würdigen konnten. Nach diesem Run ging es durch den Wolfgangssee, wobei die Hunde ausgiebig die Gelegenheit zum Baden und Saufen nutzten. Die Reiter wurden beim naheliegenden Schafhaus mit Getränken versorgt. Nach dem kurzen Stopp ritt man im Schritt hoch zur Brende. Das 2. Feld durfte hier nochmal direkt hinter der Equipage auf die Schleppe. Die Sorge, dass die Reiter in die Hunde reiten würden, schlug durch das hohe Tempo der Hunde in Erleichterung um - das Jagdfeld galoppierte dis- zipliniert hinterher und am Ende waren die Hunde längst in Sicherheit. Die vorletzte Schleppe ging ebenfalls auf dem Höhenzug wie auf einer Wellenbahn zurück Richtung Schafhaus. gegenüber sah man in  der Sonne Schloß Grafeneck leuchten. Die Hunde erhielten noch einmal ein Bad im See, bevor es über die Straße wieder zurück ging. Die letzte Schleppe führte in hohem Tempo durch den Eichelsgarten, über die am Vortag geübten Hindernisse, weiter in die Koppel zum Vielseitigkeitsteich. Der eine oder andere Reiter konnte es sich nicht verkneifen eins der schmalen Vielseitigkeitshindernisse zu springen, die quasi im Weg standen. Am Ende war große Freude und Erleichterung, eine unfallfreie Jagd, mit diszipliniertem Reiten trotz hohem Tempo der Meute wurde erfogreich beendet. Im Schritt legten wir die Strecke zum Gestüt zurück, wo die Hunde zum letzten Mal im Stutenbrunnen getränkt wurden. Am Ausgangspunkt erhielten die Hunde ihr verdientes Curée und die Reiter einen Schnaps und den Jagdknopf der Hardtmeute.



Frühjahrsjagd Marbach

Veranstalter:     Badischer Schleppjagdverein e.V.
Organisation HSM Rolf  Eberhardt, Dr.Ulrike Naumann
Master:    Gerd M.Klapschus
Hunde      12 Koppeln
Schleppenleger: Andrea Wiehn, Dr.Ulrike Naumann, HSM Rolf  Eberhardt
Equipage:     Thea Förschler, Dr. Dieter Förschler, Klaus Herrmann, Werner Hauck, Bettina & Clemens v. Welck
Feldführer
1. Feld:
Volker Pfisterer
2. Feld: Matthias Schramm
Reiter:  60
Strecke:         12 km auf dem Gestütsgelände
Schleppen:   6 Schleppen mit 10 jagdgerechten Hindernissen
Bläser:     Volker Pfisterer (Trompe de Bübü)



Hier der Bericht einer Teilnehmerin:
Halali oder die hohe Kunst des Jagdreitens

Jagdlehrgang in Marbach auf Einladung der Hardt-Meute – Jeannette, bereits jagderfahren und ich absoluter „Freshman" packen unsere vierbeinigen Partner ein und machen uns auf den vierstündigen Weg vom Taunus auf die Schwäbische Alb. Die Sonne strahlt mit dem tiefblauen Himmel um die Wette, 20 Grad – bessere Bedingungen können wir uns kaum vorstellen.
Auf das Springtraining im Eichelesgarten unter Hauptsattel- meister Rolf Eberhardt, Leiter der Reitschule des Haupt und Landesgestüts, sind wir bereits mächtig gespannt: Eindrucksvolle Sprungbilder früherer Jagdlehrgänge zollen jedermanns Respekt und mir einen flauen Magen. Und schon befinden wir uns in einer Fünfergruppe auf dem Weg zum Parcours: Stangentraining und ein kleiner Kreuzsprung zum Aufwärmen, im Augenwinkel bereits imposante Naturhindernisse. Mein vierbeiniger Partner fordert die ganze Geduld des Reitlehrers aber bald weiß er, wie Reiter und Pferd zu helfen ist. Er setzt uns direkt hinter das Voll- blut von Andreas, der jedes Hindernis meistert, egal ob Abwärts-, Aufwärts- oder Torsprung. Trotzdem lassen Laky und ich die letzte Dreierkombination aus – meine Nerven machen da nicht mehr mit. Der Rest der Truppe mit Jeannette absolviert die Übung mit Bravour und Eleganz. Als finale Gehorsamsprüfung unserer Pferde steht die Lauter an. Laky geht nie ins Wasser und hier problemlos hinter den anderen her. Was für eine Erfahrung!
Im Anschluss weist uns Uli Naumann von der Hardt-Meute in die Traditionen und Regeln der Schleppjagd ein. Die Hardt-Meute verfügt über die schnellsten Jagdhunde der Rasse Grand Anglo Francais. Oje, und diese Meute muss ich mir zum Einstieg aussuchen – warum können es nicht die kurzbeinigeren Beagles sein…. Mein Bauchgefühl wird immer undefinierbarer, aber mein Entschluss steht fest: Im zweiten Feld hinten werde ich es schon irgendwie packen – die Hindernisse lasse ich mal lieber aus.
Abends sitzen wir zu Pferde für den Ausritt mit der Meute. Was gäbe ich für die Erfahrungen von Jeannette, die mit Tibor einen ebenso souveränen Eindruck macht, wie die anderen 30 Paare. Dann kommt die Meute: die Hunde tanzen und bellen, und ihre Begeisterung springt über auf Pferd und Reiter. Schon steht die erste Schleppe, der erste Galopp an: vier Reiter zischen an mir vorbei, der fünfte ruft mir zu, ich solle das Feld nicht so auseinander ziehen – wie peinlich. Egal, bei der nächsten Schleppe lasse ich die einfach von vornherein vor. Dann treffe ich auf Hartmut Lüdecke genannt Lüdi, langjähriger Polizeireiter mit Ausbildung beim legendären Klaus Philipp, für den bereits nach dem Springtraining feststand, dass mir etwas Biss fehlt. Hm…Lüdi verspricht, mit mir hinten zu reiten und redet und lacht, und irgendwie vergesse ich meine Angst. Es geht durch herrliches Gelände, Wiesen soweit das Auge reicht, eine wunderschöne Hügellandschaft begrenzt durch Wald. Von hinten kann ich das ganze Jagdfeld überblicken. Ich bin begeistert!
Die nächste Schleppe wird dann zu meiner eigentlichen Feuertaufe: Laky zieht dermaßen an, und wir rasen im getreckten Jagdgalopp die Hügel hinab dicht am Ende des zweiten Feldes. Mein Adrenalinkick ist mindestens so groß wie der meines 17 jährigen Württembergers. Am Ende der letzten Schleppe erkenne ich in einer riesen Staubwolke den Eichelesgarten mit der Dreierkombination, die scheinbar alle Reiter in einem Höllentempo nehmen. Ich glaube Jeannette unter ihnen zu sehen, und schaffe es gerade noch, Laky an den Hindernissen vorbei zu lenken. Mon Dieu, das war knapp, und der alte Knabe hätte mich über den Parcours gehetzt. Wenn ich könnte, würde ich Lüdi um den Hals fallen: Ich habe es geschafft, dank seiner guten Betreuung. Ich bin wahnsinnig stolz auf Laky und mich.
Nachdem wir alle unsere Pferde in der nahen und weiteren Umgebung sicher in großzügigen Boxen untergebracht haben, treffen wir uns alle im Gestütsgasthof. Jeannette und ich packen es erst um 22.00h. Wir lachen, trinken und essen und lassen Jagderfahrungen in gemütlicher Runde noch einmal passieren. Unsere Hornbläser rufen zur Nachtruhe, auch wenn einige hartgesottene Damen und Herren bis in die frühen Morgenstunden tagen.
Die Gestütsbesichtigung am nächsten Morgen muss ausfallen. Tibor hat ein geschwollenes Bein, das ihn und Jeannette hindert, an der Jagd teilzunehmen. Ein Segen, in unserem Stall ist ein Tierarzt untergebracht – ich lasse Laky von ihm gleich auf Nummer Sicher durchchecken: wir bekommen ein „Go", Tibor eine herrlich Box mit Aussicht und viel Heu. Jeannette nimmt es tapfer, aber ich sehe ihr und Tibor an, wie gerne sie dabei gewesen wären.
Zum Stelldichein der Frühjahrsjagd des Badischen Schleppjagdvereins Hardt-Meute unter Master of Hounds Gerd Klapschus wird Sekt gereicht. Wir sehen hervorragend aus: Ich trage Turnierkleidung mit Plastron. Die meisten Mitglieder der Hardt-Meute jedoch kommen im traditionellen Tweedrock. Ein Hauch von der Insel weht über die Alb, dazu trägt auch die Amazone Pascale aus Irland mit ihrem Pferd bei. Phantastisch!
Wir sammeln uns, 60 Reiter, die Meute stößt dazu, die Jagd beginnt. Lüdi und ich finden uns auf hinterster Position im zweiten Feld ein, und die erste Schleppe entlang der Straße verläuft bilderbuchmäßig. Wir werden begleitet von einer Kutsche mit zwei wunderschönen Schwarzwäldern. Eine dritte Schönheit dieser Rasse befindet sich bei uns im Feld und schlägt sich souverän. Die Jagd ist ein purer Genuss. Unser Feldführer Matthias Schramm, ein Schüler Rolf Eberhardts, macht einen hervorragenden Job: Er weist uns auf Begebenheiten im Gelände hin, reitet ein super Tempo, und ich fühle mich so sicher wie ein „alter Hase". Nach drei Schleppen legen wir eine Pause ein. Getränke werden gereicht, und ich habe die Möglichkeit, Jeannette alles über den ersten Teil der Jagd zu erzählen. Der zweite wird ebenso fantastisch. Ich möchte nicht aufhören, aber Lakys Galopp reduziert sich deutlich zu dem, den ich bereits von ihm kenne. Die letzte Schleppe ist zu Ende: Halali - Handschläge und Gratulationen werden ausgetauscht. Mein erster Dank gilt Lüdi, der mich wiederum sicher begleitet hat, dann weiß Laky nicht, wie ihm geschieht, da ich gar nicht mehr aufhören kann, ihn zu loben. Auf dem Rückweg reiten wir durch den Gestütshof zum Stutenbrunnen: Das ist ein Bild! Anschließend der traditionelle Abschluss mit Curée: Pansen für unsere Hundeathleten, Schnaps für die Reiter und noch einmal eine Abkühlung im Bach für unsere Vierbeiner.
Ich strahle nur noch, und alle Jagdbilder der letzten zwei Tage rasen durch meinen Kopf. Ich habe es geschafft, und ich werde ein Wiederholungstäter, das ist bereits gewiss – Danke der Hardt-Meute für eine wundervolle Jagd, dem geduldigen Leiter der Reitschule, dem Haupt- und Landesgestüt Marbach, Lüdi, aber allem voran meinem treuen Sportspartner, Laky!

Berichterstatterin:
Tina Bender, Kelkheim bei Frankfurt mit Laky