Ross und
Reiter und vor allem die Hundemeute sind heiß. Beim Reit-, Fahr- und
Zuchtverein Nussdorf
haben sich 40 Pferdefreunde nebst Anhang zur Schleppjagd
getroffen. Einer alten Form der Hatz, die in
modernen Zeiten aber längst nicht
mehr dem Wild gilt.
Rapp reitet mit Andrea Wiehn voran. Die beiden sind die „Füchse“, die die
Fährte legen. „Früher wurde eine Hirschkeule
hinterhergeschleift oder eine Spur
aus Heringslake gezogen“, erklärt er. Aber die Hunde der Hardt- Meute, alles
französische
Hirschhunde, sind etwas Besonderes: Ihnen genügt das „Trittsiegel“
der Pferde. Sie folgen der Hufspur. Einen halben Kilometer
haben sie Vorsprung, dann lässt Gerd M. Klapschus –
sogenannter Master of Hounds – die ungeduldigen „Tricolores“ von
der Leine. Mit
lautem Gebell und unbändiger Kraft preschen 30 Hunde los, Ohren und Zungen
flattern im Wind.
Die Jagdgesellschaft hat trotz Galopp Mühe hinterher zu kommen.
„Ich bin das Alpha-Tier mit Hut“, scherzt Klapschus. Und die Hunde
gehorchen aufs Wort. Den Jagdtrieb haben sie im
Instinkt, und den Gehorsam
lernen sie im Rudel von den Älteren. „Das geht ganz automatisch.“ Nur
Konditionstraining sei
wichtig. Bis zu 70 Zentimeter Schulterhöhe erreichen die
Hirschhunde, werden an die 50 Stundenkilometer schnell. „Jeder
Narr sucht sich
seine passende Mütze selber aus“, erklärt Klapschus die Liebhaberei. 20 solcher
Meuten gibt es in Deutschland.
Sieben Schleppen werden geritten. Das heißt, es gibt 6-mal Rast. „Pferde und
Hunde müssen getränkt werden. Und auch die
Reiter brauchen eine Pause zur
Erholung und Stärkung“, sagt Raimund Wöhr, der die Schleppjagd ausrichtet. Er
möchte den
Ostersamstag gerne als festen Termin, den „Nussdorfer Jagdtag“ im
Reiterkalender etablieren. „Es ist immer eine neue
Herausforderung“, erklärt Bernd Etter. In freier Natur
müsse das Pferd im Reiterfeld in allen Situationen und bei auch
großer
Geschwindigkeit unter Kontrolle gehalten werden. Seit 1971 nimmt der 61-jährige
Brackenheimer an Schleppjagden teil.
„Es ist eine Leidenschaft.“ Am Ende sind
die Hirschhunde die Sieger. Als Belohnung gibt’s 35 Kilo rohen, ungeputzten
Pansen. Für menschliche Nasen
eine Beleidigung, für die Tiere offensichtlich eine Delikatesse. Wie wild
stürzen sie sich auf das
Fleisch und hauen es in vier Minuten ratzfatz weg.
Thomas Faulhaber
http://www.ludwigsburger-kreiszeitung.de/index/LKZPortal/Lokalnachrichten.html?arid=19460#null